Vom 06. bis 09.10.2021 fanden die Kanufreestyle Europameisterschaft in Vaires-sur-Marne statt. Vor den Toren von Paris wurde dort der Wildwasserkanal für die olympischen Spiele 2024 neu angelegt und von den europäischen Freestyle-Topathleten intensiv getestet.
Mit dabei im deutschen Team war die 18-jährige Nele Barwich vom Kanu-Club Wiedenbrück-Rheda.
Sie ging bei den weiblichen Juniorinnen im Kajak an den Start. Bei der deutschen Meisterschaft und EM-Qualifikation auf der Isarwelle in Plattling hatte sie sich als deutsche Vize Meisterin für die EM qualifiziert.
Nach guter Vorbereitung u.a. in Bratislava und 14-tägigem intensiven Training im Stade nautique Olympique d’Île-de-France mußte die Paddlerin von der Ems zunächst für 2 Tage ihr duales Studium in Mosbach antreten.
Dann ging es zurück nach Paris und dort machte es die Kanutin von der Ems richtig spannend.
Schäumendes Wildwasser, immerhin 11 Kubikmeter pro Sekunde werden durch gigantische Pumpen durch den künstlichen Wildwasserkanal gepumpt, machen den Playspot für die Kanufreestyler zu einem wahren Hexenkessel.
Im Kanufreestyle müssen die Paddler genau definierte Moves in der rückläufigen stehenden Welle bzw. Walze ausführen und werden dabei von Kampfrichter mit Punkten bewertet. Aufgrund der schwierig zu beherrschenden Walze gelangen die großen Tricks nur den absoluten Topathleten, so daß Loop und Spin für Platz 8 im Vorlauf reichten.
Das Ziel unter die Top 10 zu paddeln, war für die Wiedenbrücker Abiturientin, die zu Hause auf der nur wenig fließenden Ems trainiert, erreicht.
Am Folgetag ging es für alle 3 deutschen Juniorinnen ins Halbfinale, das aufgrund der pulsierenden Walze und des Zeitplans zu einer wahren Nervenprobe für die jungen Damen wurde.
Die im Vorlauf auf Platz 10 bis 6 platzierten Sportlerinnen trugen ihr Halbfinale vor der Mittagspause aus, während die auf Platz 5 bis 1 platzierten danach erst ihr Können unter Beweis stellen durften. Die 18-jährige Wiedenbrückerin bewies Nervenstärke und entschied das erste Halbfinale mit Spin, Loop und Cartwheel zu ihren Gunsten.
Nun galt es 2 Stunden Geduld zu bewahren und darauf zu hoffen, daß nicht alle von den Top 1-5 die erzielten 120 Punkte von Nele noch übertreffen konnten. Es glückte ! Schließlich qualifizierten sich mit Ida Wellensiek als 1., Merle Hauser als 4. und Nele Barwich als 5. Platzierte alle deutschen Juniorinnen für das Finale am Samstag.
Wie auch schon im Halbfinale zählt im Finale der beste Lauf. Unter den kritischen Augen der 3 Judges und des Hauptschiedsrichters gaben die Paddlerinnen alles. Nele Barwich mußte jeweils als erste in die 3 Durchgänge starten und bewies mit 3 konstanten Läufen Nervenstärke, so daß sie schließlich 110 Punkte erreichen konnte.
Das ließ sie einen weiteren Platz in der Tabelle hinauf klettern, so daß sie schließlich auf Platz 4 landete, nur knapp hinter Teamkameradin Ida Wellensiek mit 123,3 Punkten.
Souveräne Siegerin wurde mit 440 Punkten Merle Hauser vor der Engländerin Jennifer Leal.
Doch die Spannung ging weiter, da auch im Junioren-Finale danach 3 deutsche Starter vertreten waren. Es siegte Toby Marlow aus Großbritannien vor Tim Rees aus Ulm. Auf Platz 4 landeten Paul Ernst (Mannheim) vor Leon Störmer Villingen.
Damit fischte das deutsche Freestyle-Team 3 Medaillen aus der Walze im Pariser Olympiakanal.
Dementsprechend hoch zufrieden konnten Team, Trainer, Betreuer und Eltern die Abschlußfeier mit Siegerehrung, Live-Music und Feuerwerk bei feinstem Spätsommer-Wetter auf der Seeterrasse von Vaires-sur-Marne geniessen.
Fotos: Rüdiger Hauser, Stefan Barwich
Text: Stefan Barwich